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Historie & Kulturlandschaft

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Wie nun über die vielen Jahrhunderte das Gebäudeensemble und die Ansiedlungen auf Ahlhausen samt den Ländereien in das Eigen derer von Ahlhausen soweit kam, dass sie als Eigentümer auch das alles an der Gografen der Region Moritz Bölling verkaufen konnten – eine Lehnsururkunde der Benediktiner-Reichsabtei Werden ist jedenfalls neben den vielen beurkundenden Heberegistern bis heute nicht bekannt – wird noch weiter zu erforschen sein. Als sicher ist jedoch anzusehen, dass zwischen 1592 und 1678 die von Ahlhausen selbst an den Gebäuden die Bauherren waren und dass das in den Sandstein der alten Esse gehauene „anno 1678“, mit den Insignien des Heinrich Wilhelm von Ahlhausen und der Maria Magdalena von Ahlhausen geb. Frowein versehen, genau die Eheleute nennt, die dann die noch im Stile der Renaissance geordneten Räume der alten Befestigungsanlage aus dem Mittelalter zu dem frühbarocken Landschlösschen umbauten, wie es heute dasteht. Noch nicht entdeckt sind neben den bekannten Bauherren jedoch die Architekten. Doch gerade die engen kirchlichen Verbindungen zu den von Plettenbergs, einem ministerialen Adelsgeschlecht in der Grafschaft Mark, das sehr vergleichbar ist mit dem ministerialen Adelsgeschlecht der von Reuschenbergs in der Grafschaft Berg, zeigt eine Spur an, auf der die Architekten der frühbarocken Bautätigkeiten an Schloss Ahlhausen im Umfeld des Kapuzinerpaters Ambrosius von Oelde (1635/ 37 – 1705) zu suchen sind. Von 1688 bis 1706 war Friedrich Christian von Plettenberg (1644 – 1706) Fürstbischof von Münster, Ferdinand von Plettenberg (1690 – 1737) „Premierminister“ unter dem Kölner Erzbischof und Kurfürsten Clemens August I von Bayern, so dass sein Weihbischof und spätere Kapitularvikar im Fürstbistum Münster, Johann Wilhelm d’Alhaus, schon von seiner Geburtsstätte her auf Ahlhausen jenen frühbarocken Geist geatmet und mitbekommen haben wird, wie ihn Ambrosius von Oelde so ganz besonders und vielfältig für die Fürstbischöfe Münsters und andere Bauherren in die Klöster, Landschlösser und repräsentativen Stadthäuser Westfalens gegossen hat.

Kehren Sie also heute auf Schloss Ahlhausen mit Bed and Breakfast ein und erspüren Sie diese Historie und Kulturlandschaft im Geiste des Frühbarock und im schlicht einfachen Wellenschwung des „Karnies“ ein paar Tage völlig entschleunigt, um anzukommen in einem Land voller Walnuss-, Äpfel- und Quittenbäume, in Wiesen am Wasser der Auen und in Weiden, die neben Ihnen dann nur noch den grasenden Ahlhausener Landschafen gehören…

„Der älteste Theil von Milspe-Mühlinghausen ist das schon im 12. Jahrhundert nach Werden-Ruhr steuernde adlige Gut Ahlhausen, wo wahrscheinlich vor 1670 der erste Rohstahlhammer des Kreises (wieder?) entstand… 1486 war der Mesmeker to Wyllynkhusen ein wohlhabender Messermacher! – ein Spezialist und Kleinschmid!... Während 1634 im ganzen nur 2 Smet (Schmiede) oben auf der Mühlinghauser Hochfläche wohnen; während die Blaseöfen (Schmelzhütten) in Ahlhausen… und manche andere verschollene Triebwerke infolge der Kriegswirren den Betrieb eingestellt hatten; war seit 1668 die schon vorchristliche, ureinheimische ‚Schmelterie‘ in ihrem alten Centrum Mühlinghausen wieder erwacht, seit 1736 auch zahllose Kleinschmiden an Stelle älterer Eisenschmelzen und Handschmieden getreten… Nach 1736 ging man in einem Schleifkotten in der Milspe, in welchem ‚die Häcker zu der dabey gestandenen Mehlmühle geschliffen wurden‘(um die Rillen in die Mahlsteine zu hacken), zur Fabrikation von Schlittschuhen über. Schleifkotten für landwirtschaftliche Schneidewerkzeuge (Sensen und Strohmesser) sind vielleicht noch ältere Wasserbetriebe als die Schmelzhütten von 1500 und die Wasserhämmer von 1600? Dann folgten bald zahlreiche Reck- und Amboshämmer, Stahlraffinerien, 1790 das erste Walzwerk für blattartigen Stahl zu Kutschfedern. Die heute bedeutendste Industrie des Ennepethales besaß schon 1789 vom Bache getriebene Maschinen, welche Schrauben (und die zugehörigen Walzen zum Plätten des Lint, d.h. Leinenband) mit solcher Kraft schnitten, daß Stahlspäne von 7 mm Dicke abfielen… (Auch) entfaltete sich… (so an einer Bleichhütte bis 1887 zu lesen…) durch Gewerbefleiß… ‚die stärkste Garnhandlung in der ganzen Gegend‘…, die ‚überdies noch viele andere Bleichen im Hochgerichte Schwelm belegte‘.“ (Ludorff, A.: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Kreis Schwelm) (hg. v. Provinzial-Verband der Provinz Westfalen). Münster 1910, 18, 19)

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